„Warum setzten Sie sich nicht mal für eine Stunde mit Ihren Mitarbeitern zusammen und überlegen gemeinsam, was getan werden könnte?“ Unabhängig vom Thema, erhalte ich auf solche Vorschläge Gegenreaktionen, welche sinngemäß lauten: „Von unseren Mitarbeitern kommen keine Ideen. Die gucken Sie bei so etwas nur blöd an. Da kommt nichts.“
Ergänzt werden solche Aussagen mit: „Das haben wir alles schon mal versucht.“ Oftmals liegen solche ‚Versuche‘ bereits viele Jahre in der Vergangenheit. Fragt man weiter nach der verwendeten Methodik bei dem ‚Versuch‘, den Mitarbeitern Ideen zu entlocken, stößt man häufig ins Nirvana.
In vielen Unternehmen sagen Vorgesetzte, was zu tun ist und Mitarbeiter führen aus. Anschließen gibt es Tadel (seltener Lob), wenn etwas anders ausgeführt wurde, als es sich der Vorgesetzte gedacht hat. Mitarbeiter erscheint dieses Zusammenspiel normal und selbstverständlich.
Plötzlich trommelt der Vorgesetzte seine Mitarbeiter zu einem Workshop zusammen und fragt nach Vorschlägen zur Verbesserung. Hierzu werden selten vorab Informationen zum Ziel der Veranstaltung verteilt. Der Workshop selbst läuft oft planlos ab. Resultat: Die Mitarbeiter verhalten sich vorsichtig und sagen besser nichts. Nur die typischen und bekannten Rädelsführer geben ihre allseits bekannten Aussagen von sich.
Die Erkenntnis des Vorgesetzten: „Ich habe es gleich gewusst! So etwas kann man mit unseren Mitarbeitern nicht machen.“ … Schade, denn das liegt weniger an den Mitarbeitern, sondern mehr an gemachten Erfahrungen mit Vorschlägen oder früheren Workshops.
Durch meine Erfahrung als Moderator von In-House Workshops habe ich gelernt, dass es ein wenig Zeit und passender Methodik bedarf, um das Eis zu brechen und alle Mitarbeiter zum Mitmachen zu bewegen.
Wenn Du keine Zeit hast, nimm Dir am Anfang besonders viel davon.
[Ruth Cohn]
Hier ein paar grundlegende Fehler, die bei Workshops gemacht werden:
- Ziele des Workshops sind unklar.
- Mitarbeiter werden adhoc aus der Arbeit gerissen.
- Workshops werden ohne Ablaufplan durchgeführt.
- Moderationsmethoden kommen nicht zum Einsatz.
- Grundlegende Hilfsmittel fehlen (Flipchart, Moderationskarten/-wand).
- Es fehlt oftmals an Moderationskompetenz.
- Arbeitsergebnisse werden nicht dokumentiert.
- Arbeitsergebnisse werden nicht kommuniziert.
- Arbeitsergebnisse werden nicht umgesetzt.
Insbesondere der letzte Punkt führt dazu, dass Mitarbeiter lernen, dass Workshops nichts bringen. Warum sollten sie sich in künftigen Workshops einbringen?
Sind demnach ohne Workshops alle glücklich?
Nein! Vorgesetzte wünschen sich in der Regel Mitarbeiter, die über den Tellerrand schauen und sich kreativ einbringen. Auch Mitarbeiter wünschen sich, dass Sie gehört werden und mitgestalten dürfen.
Daher empfehle ich im ersten Schritt, die Kommunikations- und Moderationskompetenz in den Führungsebenen durch In-House Schulungen zu verbessern. Im zweiten Schritt sollten Mitarbeiter erfahren, dass ihre Meinung und Erfahrung wirklich erwünscht sind. Hierzu gehört insbesondere die Umsetzung von beschlossenen Maßnahmen aus Workshops. Insgesamt werden alle Beteiligten von einer guten Workshopkultur profitieren.