Muss denn immer alles besser werden? Ja, leider!
In der Playlist meiner Tochter darf der Song „Besser werden“ von Yvonne Catterfeld nicht fehlen. Im Refrain fragt die Sängerin: „Muss denn wirklich alles besser werden um gut genug zu sein? Weiter, schneller, höher, damit es endlich reicht?“ Auch wenn Frau Catterfeld eine Liebesbeziehung besingt, denke ich bei diesen Textzeilen an Unternehmen und deren Zwang, immer wieder besser werden zu müssen.
Externe oder interne Rahmenbedingungen und Anforderungen interessierter Parteien (Kontext der Organisation) sind selten statisch. Viele Veränderungen können sich negativ auf Unternehmen auswirken. Die Themen reichen von rechtlichen Änderungen, über steigende Kosten bis hin zum Kampf um gute Mitarbeiter.
Wenn Unternehmen sich in guten Phasen auf ihren Erfolgen ausruhen und nicht weiter nach Verbesserungen suchen, dann kann sich das rächen. Wenn man zu spät reagiert, erschweren eventuell folgende Aspekte die Umsetzung erforderlicher Veränderungen:
- Führungskräfte spüren Druck und treffen vorschnelle Entscheidungen.
- Gute Mitarbeiter verlassen das sinkende Schiff.
- Finanzielle Ressourcen werden knapp.
- Eine resultierende Kultur der Angst fördert egoistisches Handeln.
In den Führungsetagen wird unter „besser werden“ oft nur die Umsatzentwicklung herangezogen. Besser zu werden kann auch bedeuten, eine bessere Kundenbeziehung aufzubauen, ein Unternehmen familienfreundlicher zu gestalten oder die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung zu erforschen. Auch neue Produkte oder Dienstleistungen, sowie eine intelligente Vermarktung fallen unter die Überschrift „Verbesserung“. Final sollten selbstverständlich alle Verbesserungsmaßnahmen dem nachhaltigen Unternehmenserfolg dienen.
Die Planung, Umsetzung und Kontrolle von Verbesserungsmaßnahmen benötigt jedoch Zeit. Meist liegt in Unternehmen die Priorität auf dem Tagesgeschäft. So werden viele Verbesserungen halbherzig begonnen und landen auf dem Friedhof der Möglichkeiten.
Organisationen werden durch externe Einflussfaktoren limitiert. Insbesondere Großkunden lassen ihren Lieferanten nicht genug Luft zum Atmen. Preisdruck, Zeitdruck, kurze Reaktionszeiten, Stress bei Reklamation und teils unfaire Lieferantenaudits verschärfen die Situation. Wenn jetzt schon in vielen Unternehmen die Ressourcen für Reparaturen, Ersatzinvestitionen oder Qualifizierungsmaßnahmen fehlen, woher sollen die Ressourcen für das Verbesserungswesen kommen.
Da Verbesserungen in der Regel mit Veränderungen einhergehen, sträubt sich nicht zuletzt auch noch der Mensch gegen beschlossene Maßnahmen. Eine Willkommenskultur für Veränderungen ist in Unternehmen selten anzutreffen.
Zu oft bleiben vorhandene Potenziale ungenutzt und die letzte Innovation liegt bereits Jahre zurück. Organisationen sind gut beraten, dass strategisch überlebenswichtige Thema „Verbesserungsmaßnahmen“ angemessen zu priorisieren. Mitarbeiter sollten für die Notwendigkeit von Veränderungen sensibilisiert werden. Maßnahmen sollten konsensfähig beschlossen und nachhaltig umgesetzt werden. Dann kann tatsächlich alles besser werden.
Dieser Beitrag erschien in der Industrial Quality Ausgabe 1/2018
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