Da das Berufsbild des Coaches nicht geschützt ist, kann sich jedermann eine Visitenkarte drucken lassen und sich als Coach bezeichnen. Sucht man beispielsweise bei Xing nach „Coach“, werden aktuell über 165.000 Treffer angezeigt. Erweitert man die Suche um das Schlagwort „systemischer Coach“, reduziert sich die Anzahl der Treffer auf ca. 18.000 Personen.
Woher kommt dieser große Unterschied und was machen die anderen 147.000 Coaches?
Im englischsprachigen Gebrauch wird Coaches oftmals mit Trainer*innen gleichgesetzt. Inzwischen spricht sogar man in der deutschen Fußballbundesliga von der Coachingzone. Immerhin werden bei der Xing Suche nach „Sport Coach“ etwa 37.000 Treffer angezeigt. Ziehen wir diese Gruppe von den 147.000 nicht-systemischen Coaches ab, bleiben immer noch über 110.000 Personen, die sich als Coach bezeichnen. Hierunter befinden sich auch z.B. Hunde Coaches und andere spezialisierte Nischen, bei den wenig die Gefahr besteht, dass diese mit systemischen Coaches verwechselt werden.
Über 65.000 Xing Mitglieder bezeichnen sich als Business Coach und 15.000 Xing Mitglieder nennen sich Life Coach. Diese Zahlen sollen lediglich einen groben Eindruck über die Uneindeutigkeit und geringer Aussagekraft des Coachingbegriffes geben.
Viele der sogenannten Life und Business Coaches verkaufen starre Trainingskonzepte. So findet man Trainingsangebote wie „In 30 Tagen zum Spitzenverkäufer“, „Der Weg zur Topmanagerin“ und die „Sieben Schritte zur inneren Zufriedenheit“. Diese Angebote können hilfreich sein, jedoch haben sie mit dem systemischen Coaching sehr wahrscheinlich wenig bis gar nichts gemein.
Das systemische Coaching geht von der Annahme aus, dass die bestmögliche Lösung für individuelle Herausforderungen in den Klient*innen liegt und der Coach Unterstützung bietet, diese bestmögliche Lösung herauszuarbeiten. Demnach verfügen systemische Coaches über hervorragende Kommunikationsfähigkeiten und im Idealfall über einen gut gefüllten Werkzeugkoffer mit Coachingmethoden.
Im Marketing haben Coaches jedoch ein Problem. Die große Mehrheit potenzieller Kunden suchen in der Regeln nicht nach „Coaches die mir oder meinen Mitarbeitenden helfen, die individuell beste Lösung zu erarbeiten“. Gesucht werden eher Themen wie „weniger Stress“, „Team Building“, „mehr verkaufen“ und weitere „Effizienz steigernde Themen“. Suchende, die schon mal mit Coaching zu tun hatten, suchen darüber hinaus nach spezifischen Coachingmethoden, mit denen sie eventuell bereits gute Erfahrungen gemacht haben. So wird zum Beispiel nach dem „ZRM – Züricher Ressourcenmodell“ oder anderen Methoden gesucht, den irgendwelchen Managementmagazinen vorgestellt werden.
Damit systemische Coaches sichtbar sind und Aufträge generieren, sind sie aus Marketingsicht gezwungen, diese Begriffe in ihr Portfolio zu integrieren. Nur so werden ihre Beiträge auf Xing, LinkedIn oder Facebook gefunden. Auf der Website erwarten viele potenzielle Auftraggebende konkrete buchbare Angebote.
Und wie finde ich „gute“ systemische Coaches
Wenn Sie für Ihr Anliegen nach einem „echten“ systemischen Coaching suchen, bleibt ihnen lediglich die Möglichkeit sich die Vita der Coaches anzuschauen. Hier sollte mindestens eine systemische Coachingausbildung eines anerkannten Instituts zu finden sein. Im Dialog zur Auftragsklärung ist es legitim zu hinterfragen, welche Coachingmethoden im Repertoire des Coaches zu finden sind. Gleichzeitig ist es ratsam, den Coach nicht auf eine spezifische Methode festzunageln.
Ein seriöses systemisches Coaching beginnt immer mit der Klärung des Anliegens. Erst wenn dieses klar ist und der Coach die betroffenen Personen und Rahmenbedingungen kennengelernt hat, kann die wahrscheinlich wirksamste Coachingmethode ausgewählt und ausprobiert werden.
Es wäre schön, wenn Coaches ihre Trainingsangebote auch als „Training“ deklarieren würden. Gleichzeitig kann ich verstehen, dass die Titel von Angeboten in Abhängigkeit von Suchergebnissen ausgewählt werden. Daher werden wir mit der Unschärfe des Coachingbegriffes leben müssen.
Lassen Sie sich nicht von Hochglanz-Websites blenden und seien Sie misstrauisch gegenüber Versprechen bezüglich des Coachingziels. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, um Informationen und Hintergründe zu einer Person zu recherchieren. Nutzen Sie diese und vertrauen sie bei der Auftragsvergabe ihrem Bauchgefühl. Unser Bauch trifft oftmals klügere Entscheidungen als das Gehirn.
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