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Fehlende Angemessenheit
Wenn 80 Cent zur Chefsache werden
Die Welt der Qualitätssicherung liefert manchmal kuriose Geschichten, in denen die Realität scheinbar jegliche Vernunft verliert. Hier zwei Beispiele, die die fragwürdige Angemessenheit bei der Bewertung von Fehlern illustrieren und uns zum Nachdenken darüber bringen, warum manche Kunden und Unternehmen so handeln, wie sie es tun.
Beispiel 1: Der Dreisatz-Albtraum
Ein Lieferant hat einen Vertrag mit seinem Kunden 80 ppm (parts per million) vereinbart. Das bedeutet, dass bei einer Lieferung von 1 Million Teilen nicht mehr als 80 fehlerhafte Teile enthalten sein dürfen. Klingt vernünftig, oder? Aber halt! Nachdem 250.000 Teile geliefert wurden, tauchen aus dem Wareneingang des Kunden 5 fehlerhafte Teile auf. Statt der erlaubten 20 ppm sind es nur 5 ppm – ein eigentlich erfreuliches Ergebnis.
Doch der Kunde, offensichtlich kein Fan von Mathematik, verlangt eine Reklamationsgebühr von 350,- € und einen umfangreichen 8D-Report. Die Frage drängt sich auf: Kann der Kunde keinen Dreisatz rechnen? Wären bei 250.000 Teilen nicht 20 Fehler erlaubt gewesen? Doch welcher Lieferant traut sich schon, dies im 8D-Report zu vermerken und die Strafe zu verweigern? Eine absurde Situation, in der die Furcht vor dem Bürokratiemonster größer ist als der gesunde Menschenverstand.
Beispiel 2: Der große Aufstand der 80 Cent
Ein weiteres Unternehmen liefert kleine Kunststoffringe im Wert von 0,04 € pro Stück in großen Mengen. Bei der Montage fallen zu einer Charge 20 fehlerhafte Teile auf, was einem Gesamtwert von 80 Cent entspricht. Begleitet von Drohgebärden, wird der Lieferant zu einem Vororttermin geladen. Schließlich seien die Teile für die Automobilindustrie gedacht.
Woran hat es gelegen, fragt man sich dann?
Die Frage drängt sich auf: Warum dieser immense Aufwand für eine Reklamation, die in einem Supermarkt mit einem Pfandbon erledigt wäre? Ist der Einkauf etwa auf der Jagd nach Extraeinnahmen durch Strafzahlungen? Oder fürchtet die Wareneingangsprüfung um ihre Daseinsberechtigung und sucht verzweifelt nach jedem noch so winzigen Fehler? Vielleicht fehlt es auch den Mitarbeiter:innen an Mut, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, und sie folgen lieber den festgelegten Prozessen, egal, wie absurd sie erscheinen mögen.
Die unangemessenen Kosten des Irrsinns
In einer Welt, in der 80 Cent zur Chefsache werden, zahlen wir letztlich alle den Preis für diesen Irrsinn. Die Kosten werden weitergereicht und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen beim Lieferanten werden zum zusätzlichen Preistreiber.
Zu allem Überfluss schadet derartiges QS-Verhalten dem Ruf des Qualitätsmanagements, als würden jetzt schon alle hurra rufen, sobald QM oder QS den Raum betreten.
Ein Plädoyer für Vernunft in der Qualitätssicherung
Es wird Zeit, den Irrsinn zu durchbrechen und zurück zur Vernunft zu finden. Qualitätssicherung ist wichtig, keine Frage, aber sie sollte nicht in einem Maßstab betrieben werden, der jede Logik und Vernunft über Bord wirft. Es ist an der Zeit, den Mut zu haben, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, unnötigen Aufwand zu vermeiden und die Qualitätssicherung wieder auf den Boden der Realität zu bringen.
Weitere Impulse findest Du in der QM-Podcast-Episode 44:
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